Wes Craven: “Blut. Da schreien die Leute!”

Ein Beitrag von Karin Reddemann

Wes Craven

Schauergenie Wes Craven verkündete der Gemeinde:

"Als Horrorfilm-Macher sage ich: Ich werde euch die absolute Wahrheit zeigen, und sie ist blutig und scheußlich und gefährlich.“

Und genau nach der, so wusste die Regie-Legende, fiebert die hungrige Meute.

„Blut. Es ist immer Blut. Da schreien die Leute.“- Wes Craven

Folgerichtig wurde bei ihm zerhackt, zerlegt, zerfetzt, zerschlitzt, gepeinigt, gefoltert und gefressen, im Regelfall immer hübsch blutig. Reines hohles Gemetzel freilich war das nie, die Story ist vorhanden, es wird (auch) erzählt. Und: Der Großmeister finsterer Absichten, der privat keine Horrorfilme mochte (er ängstigte sich), konnte auch durchaus leisere Töne anschlagen. Craven, der vor seinem Sprung ins Haifischbecken Hollywood als Dozent für Philosophie und „Writing“ an der Clarkson University in Potsdam, New York, die Brötchen verdient hatte, drehte 1999 mit der begnadeten Meryl Streep das Melodram „Music of the Heart“. Einfühlsam. Schön. Die Streep wurde für den Oscar und den Golden Globe nomiert. Craven war völlig zu Recht stolz auf seine Arbeit der etwas anderen Art, - Scream 2, ein starkes Genrestück, war zwei Jahre zuvor erschienen -, seine gewaltige Fan-Schar freilich bangte etwas, einige befürchteten Schlimmstes: Dass ein Horror-Maestro sein Gelübde ad acta legen könnte, um fortan mehr an die Psyche und weniger an unappetitlich Eingemachtes zu gehen.

Ein Buch und mehr: Alles für Romero

Ein Beitrag von Karin Reddemann

Romero

Wir kombinieren, wir sind alte böse Hasen: Schauergeschichten mit Titeln wie Körper und Köpfe, Friss mich, Speisesaal und Die besten Stücke erzählen aller guten Wahrscheinlichkeit nach von untoten Leuten mit eigenwilligem Verhalten und großem Appetit. Kurzum versprechen sie Ordentliches, korrekt krass Durchdachtes, da geschrieben von illustren Autoren aus der totalen Horrorgarde. Von soliden Zombie-Geschichten ist die Rede. Eben. Kleine Kostproben zweier Meister:

Als er älter war, verfrachtete Pop ihn nach Galveston zu den Nutten oder zum Strand, wo sie Schießübungen auf all die hässlichen, entstellten Kreaturen machten, die in der Buch herumschwammen. Manchmal nahm er ihn auch mit nach Oklahoma zur Zombiejagd. Es schien dem alten Knacker gut zu tun, den Toten mit dem Stemmeisen den Schädel einzuschlagen, damit sie ein für allemal tot waren. Und es war auch aufregend, denn wenn einer dieser Toten einen biss, war man dran.

(Jenseits der Cadillac-Wüste, Joe R. Lansdale)

*** 

Er stieß grunzende Laute aus. Sein fleischloser Mund öffnete sich, und die Zähne klappten aufeinander. Er war hungrig...aber diesmal nicht auf Hühnersuppe mit Nudeln, nicht mal die aus der Dose würden ihn heute zufriedenstellen.

Hinter den grauen, muschelüberwucherten Höhlen baumelte graues Zeug herum, und ihr wurde klar, dass sie da Überreste von Jacks Gehirn vor sich hatte. Sie saß immer noch erstarrt da, als er aufstand und mit ausgestreckten Fingern auf sie zukam. Er hinterließ schwarze Tangspuren auf dem Teppich, stank nach Salz und Tauen.

(Hausentbindung, Stephen King)

Der Ghul

Ein Beitrag von Karin Reddemann

Shah Namah, the Persian Epic of the Kings
Shah Namah, the Persian Epic of the Kings

Ein Ghul sieht merkwürdig und vor allem scheußlich aus. Bleibt festzuhalten. Er riecht nach Verwesung und frisst traditionell Leichen. Das ist Gebot. War Gebot. Denn wie das nun mal so ist mit der Tradition, manchmal staubt sie, langweilt und braucht frischen Anreiz. In diesem Fall sind das die Lebenden. Der Ghul ist ergo auch ein Menschenfresser. Verbleibt die Frage, was so ein Ghul macht, wenn er grade nicht giert, auf der Jagd ist oder bereits frisst. Vorerst einmal dürfte er einfach nur mächtig Angst machen, wenn er denn vor Ort wäre.

Der Ur-Ghul/Ghoul, da von Haus aus ein grausamer Wüstengeist, finsteres Clanmitglied des uns zumindest flüchtig bekannten Leichengotts Mordiggian und grundsätzlich fest verwurzelt in persisch-arabischer Schauer-Kultur, ist aber hierzulande eher selten anzutreffen. Deshalb wurde für Brut gesorgt.

Pfeif nur, und ich komm' zu dir!

Pulp Matters

Seine Geistergeschichten veränderten das Genre wie ein galvanischer Schock. In seinem Universum - das ihn als erstklassigen Autor von Geistergeschichten berühmt gemacht hat - gibt es keine klaren Grenzen zwischen Gut und Böse, sondern einen Ort, in dem beide ineinander übergehen und sich vermischen, sich überschneiden und sich gegenseitig beeinflussen. Montague Rhodes James war zutiefst besorgt über die menschliche Korruption - sowohl in der Gesellschaft im Allgemeinen als auch in der Seele des Einzelnen - und dies kommt in seinen besten Geschichten auf erschreckende Weise zum Ausdruck. Die Besessenheit treibt seine Opfer dazu, sich von der Gesellschaft der Menschen zu entfernen und sich einem untoten, antiken Relikt oder Wissen zuzuwenden - einem Artefakt, das an einem windgepeitschten Strand gefunden wurde, einem Schatz, der in einem Klosterbrunnen versteckt ist, einem Buch mit einem geheimen Code, einem überwucherten Heckenlabyrinth mit einer düsteren Vergangenheit oder sogar einem gotischen Puppenhaus.

Es ist angerichtet!

Ein Beitrag von Karin Reddemann

Horror-Dinner

Ich habe diese sonderliche Sache von der jungen Frau gelesen, die ihre Zehen abschneidet, um sie zu essen. Genaugenommen isst sie nur die Hälfte, die verbleibenden fünf bietet sie guten Freunden an. Sie macht das nicht, weil sie dazu gezwungen wird. Oder einfach nur, krass und klar gesagt: Weil sie hungrig ist. Sie hat andere Gründe. Die spielen jetzt allerdings prinzipiell keine Rolle.

Entscheidend für mich ist an der ganzen bemerkenswerten Angelegenheit, dass ich, während ich das las, spontan dachte, dass an solch einem Zeh ja eh' nichts dran ist. Jedes noch so mickrige Hühnerbein ist da ergiebiger. Dachte ich und erschrak. Nicht unbedingt fürchterlich, dafür bin ich zu sehr Stammesschwester, aber immerhin recht eindrucksvoll. Innerlich schalt ich mich einen groben Klotz. Folter, Messer, Scheren, Rasierklingen, Beile, Qual und Blut...das war alles nicht auf meinem Bild zu sehen. Knochen, Sehnen, Schmerzen, Schreie, Ekel, Angst, Zorn, Unsinn, Schwachsinn, Irrsinn,Wahnsinn und noch mehr Blut...ist mir alles nicht eingefallen. Zumindest nicht sofort. Ich hatte einzig im Kopf, dass solch ein Zeh nicht sättigen kann. Auch nicht fünf.

Die drei ??? und der sprechende Totenkopf

Der sprechende Totenkopf
Wie auch immer es mit der Serie weitergeht, es ist schwer zu leugnen, dass der Schöpfer Robert Arthur Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews mit seinen zehn Drei-Detektive-Romanen einen großartigen Start hingelegt hat.

In ihren besten Momenten handelt es sich um wild erfundene Ermittlungen, die mit einigen sehr interessanten Wendungen in der Handlung aufwarten und sich als perfekter Einstieg für jeden jungen Menschen eignen, der aus seiner alltäglichen Langeweile herausgerissen werden möchte. Diese Serie hat immer wieder bewiesen, dass man mit ein wenig Kreativität und Einfallsreichtum, gepaart mit einer Prise Intelligenz, sehr, sehr weit kommen kann. Natürlich wird sie nicht jedermanns Geschmack treffen, und ich werde weiter unten auf die unterschiedlichen Qualitäten eingehen, aber ähnlich wie bei den Romanen von Agatha Christie, die von Das Haus an der Düne (1932) bis zu Auf doppelter Spur (1963) eine große Bandbreite an Exzellenz aufweisen, ist hier definitiv etwas für dich dabei, wenn du diese Art von Geschichten magst.

Arthurs zehnter und letzter Roman der Reihe beginnt damit, dass die Jungs auf einer Auktion einen alten Reisekoffer ersteigern - der Originaltitel The Mystery of the Auction Trunk (Das Geheimnis des Auktionskoffers) ist treffend, wenn auch nicht gerade aufregend - und von einer mysteriösen Dame sofort 30 Dollar geboten bekommen. Doch die Jungs wollen nicht verkaufen, und so zieht sie frustriert von dannen. Als sie mit ihrem Kauf zum Schrottplatz zurückkehren, stellen sie fest, dass die Truhe den Erwartungen entspricht: Wie auf dem Deckel versprochen, gehört sie einem Zauberer und enthält eine Menge Kostüme, einige magische Utensilien und den titelgebenden sprechenden Schädel:

Roanoke: Blutmond über der „Lost Colony“

Ein Beitrag von Karin Redemann

Es war eine Insel namens Roanoke, die zum Flüsterort wurde. Zu einer von jenen geheimnisvollen Stätten, die wir lieben, ohne jemals dort gewesen zu sein. Roanoke könnte auch in Atlantis oder auf der Venus liegen, wir kämen damit klar, dass die Reise lang, vielleicht unmöglich sein könnte. Vorstellbar ist sie, das genügt. Was einen dort erwarten würde, wäre bizarre Bilder wert. Vielleicht höllische. Vielleicht würden die Farben auch ernüchtern. Allemal, der Kopf will Mystik. Er bekommt sie. Der Flüsterort hat mit dem unheimlichen Verschwinden von Menschen zu tun.

Roanoke

Roanoke ist die legendäre "Lost Colony", 1585 von den Engländern im Namen der Krone gegründet, kurz darauf aufgrund von blutigen Fehden mit den aufgebrachten Indianern, - die sahen die Fremden auf ihrem Land nichts Gutes verheißen - , wieder aufgelöst und 1587 erneut besiedelt in primär nicht mehr militärischer, sondern ziviler, ergo eher friedlicher Absicht. So steht es denn geschrieben.