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Der Ruf der Leere

Ein Beitrag von Annu Dasumal

Der Ruf der Leere

Der "Ruf der Leere" ist ein komplexes und paradoxes Phänomen, bei dem der menschliche Geist für einen flüchtigen Moment gegen sich selbst zu arbeiten scheint, bevor das rationale Denken die Kontrolle übernimmt. Obwohl es auf den ersten Blick beunruhigend erscheinen mag, ist diese Erfahrung viel verbreiteter, als viele glauben. Zahlreiche Wissenschaftler und Philosophen haben sich mit der Frage beschäftigt, warum dieses Phänomen auftritt - doch eine eindeutige Erklärung gibt es bis heute nicht.

Der Ghul

Ein Beitrag von Karin Reddemann

Shah Namah, the Persian Epic of the Kings
Shah Namah, the Persian Epic of the Kings

Ein Ghul sieht merkwürdig und vor allem scheußlich aus. Bleibt festzuhalten. Er riecht nach Verwesung und frisst traditionell Leichen. Das ist Gebot. War Gebot. Denn wie das nun mal so ist mit der Tradition, manchmal staubt sie, langweilt und braucht frischen Anreiz. In diesem Fall sind das die Lebenden. Der Ghul ist ergo auch ein Menschenfresser. Verbleibt die Frage, was so ein Ghul macht, wenn er grade nicht giert, auf der Jagd ist oder bereits frisst. Vorerst einmal dürfte er einfach nur mächtig Angst machen, wenn er denn vor Ort wäre.

Der Ur-Ghul/Ghoul, da von Haus aus ein grausamer Wüstengeist, finsteres Clanmitglied des uns zumindest flüchtig bekannten Leichengotts Mordiggian und grundsätzlich fest verwurzelt in persisch-arabischer Schauer-Kultur, ist aber hierzulande eher selten anzutreffen. Deshalb wurde für Brut gesorgt.

Genre ist kein schmutziges Wort

Ein Beitrag von Nicola Alter

Genre

Ich bin schon vielen Fantasy- und Science-Fiction-Autoren begegnet - auch berühmten und beliebten -, die auf die Frage nach ihrer Entscheidung, in diesem Genre zu schreiben, etwa Folgendes sagten:

"Ach, ich schreibe einfach, was ich schreibe, und jemand ordnet es später einem Genre zu, ich denke nicht darüber nach, in welchem Genre ich schreiben will". 

Oft wird zusätzlich impliziert, dass "Genre" ein Schimpfwort ist - ein Unterdrückungsinstrument von Verlagen und Buchhandlungen. Bücher werden durch diesen bösen Begriff "Genre" eingeengt und kategorisiert, und seine Autoren werden in die Schublade "Fantasy-Autoren" oder "Krimi-Autoren" gesteckt.

Ehrlich gesagt, verstehe ich das nicht. Ich liebe das Wort Genre.

Geschichte des Kriminalromans

Geschichte des Kriminalromans

Genrebeschreibungen sind selten eine klare Sache, aber nur deshalb kann man darüber diskutieren. Wäre immer alles klar und für jeden ersichtlich, würde ein Lexikoneintrag genügen und die Sache wäre erledigt. Heute widmen wir uns dem wohl beliebtesten literarischen Genre überhaupt. Dem Kriminalroman.

Dabei ist zu berücksichtigen, dass es niemals eine erschöpfende Aussage über ein Genre geben kann, und so ist auch dies nur ein kleiner Überblick.

Es gibt so viele verschiedene Arten von Kriminalromanen, dass bereits in den 1920er Jahren eine der ersten "Queens of Crime", Dorothy L. Sayers, darüber klagte:

"Es ist unmöglich, den Überblick über all die Krimis zu behalten, die heute produziert werden. Buch um Buch, Zeitschrift um Zeitschrift strömt aus der Presse, vollgestopft mit Morden, Diebstählen, Brandstiftungen, Betrügereien, Verschwörungen, Problemen, Rätseln, Geheimnissen, Nervenkitzel, Verrückten, Gaunern, Giftmischern, Fälschern, Würgern, Polizisten, Spionen, Geheimdienstlern, Detektiven, bis es scheint, als müsse die halbe Welt damit beschäftigt sein, Rätsel zu erfinden, damit die andere Hälfte sie lösen kann."

Dorothy Sayers
Beginnen wir unseren kleinen Rundgang jedoch mit einer grundsätzlichen Unterscheidung zwischen Rätselgeschichte und Kriminalroman, bevor wir uns einigen historischen Daten zuwenden.

Wenn man sich nicht ausschließlich auf die deutsche Terminologie beschränkt, ist es von vornherein angebracht, die hierzulande gebräuchlichen Gattungsbezeichnungen fast ausnahmslos zu verwerfen. Englisch ist die literarische Leitsprache der Populärliteratur, daran ändern auch länderspezifische Besonderheiten nichts. Ein Beispiel von vielen ist die "Mystery Fiction", also die "Rätselgeschichte", die hierzulande kaum als Begriff verwendet wird. Stattdessen wird der englische Begriff “Mystery” beibehalten und für eine Form der phantastischen Erzählung verwendet, die eigentlich der Weird Fiction nahe steht, während “Mystery Fiction” zur Kriminalliteratur wird. Diese wäre eigentlich Crime Fiction, die sich wiederum von der Mystery Fiction unterscheidet.

125 Jahre Bly Manor

Bly Manor

Dieses Jahr feiert eine der einflussreichsten Geistergeschichten aller Zeiten ihren 125. Geburtstag: Die Drehung der Schraube von Henry James (besser ausgeführt als Spuk in Bly Manor). Die Novelle ist voller Zweideutigkeiten, lauerndem Grauen und psychologischer Bedrohung. Dabei ist die eigentliche Handlung schnell erzählt: Eine junge Frau nimmt die Stelle als Gouvernante in Bly, einem abgelegenen Herrenhaus, an. Die Kinder, um die sie sich kümmern soll, Miles und Flora, sind reizend, und zunächst scheint Bly ein Ort der sonnigen Zuflucht zu sein. Diese Idylle wird jedoch bald zerstört.

Die Anfänge der Schauerliteratur

Schauerliteratur aka Gothic Fiction
Schauerliteratur aka Gothic Fiction

Gleich zu Beginn müssen wir zunächst über eine übersetzungstechnische Definition sprechen. Schauerliteratur meint hier Gothic Fiction. Das ist - wie so oft - kein adäquater Ersatz, soll uns aber hier vorerst genügen.

Was genau ist Schauerliteratur? Und auch hier stellen wir fest, dass es keine konkrete Definition gibt, ob wir das Genre nun Gothic nennen oder nicht. Aber es gibt einige Elemente, die Schauergeschichten tendenziell gemeinsam haben. Aber nicht alle Schauermären, ob nun als Literatur oder als Film, enthalten all diese Elemente.

Es verhält sich etwa so wie bei dem Wort "postmodern". Es ist ein unglaublich schwer fassbarer Begriff, der sich einer strengen Definition und Kategorisierung entzieht und oft mehrere Dinge auf einmal bedeuten kann.