Ein Beitrag von Karin Reddemann
Zum Fressen geboren, zum Kraulen bestellt
in Schlummer verloren gefällt mir die Welt.
Ich schnurr’ auf dem Schoße, ich ruhe im Bett
in lieblicher Pose, ob schlank oder fett. (Johann Wolfgang von Goethe)
Hübsch selbstgefällig spricht die Katze aus des Dichters Munde.Sie weiß, was ihrem Gaumen gefällt. Sie weiß nicht, wie ihr eigenes Fleisch schmeckt. Im Süden Chinas und im Norden Vietnams weiß man das aber sehr genau: „Eigenartig süßlich“ soll es sein. Den Magen erwärmend. Und von „schlabbriger Textur“. Gegessen werden Fleisch und Innereien, den Kopf trennt man ab und wirft ihn weg. Wie beim Fisch.
Speisekatze auf dem Teller. Da schüttelt es einen durch. Wir wollen das gar nicht wissen. Vielleicht wollen wir so recht auch nicht wissen, dass mittelalterliche Naturwissenschaftler von diesem Gericht abgeraten haben, weil allein der Gedanke daran uns so gar nicht behagt. Der Verzehr sei gesundheitsschädlich, erklärte man, weil Katzen Schlangen- und Krötengift lecken und dadurch ihr Fleisch vergiften würden. Ein Ammenmärchen zwar, grundsätzlich aber gut für die Katze, weil sie wirklich nur in extremer und alternativloser Hungersnot geschlachtet wurde. Schlecht für sie war, dass grundsätzlich gescheite Koryphäen auf dem Gebiet der Natur- und Heilkunde wie bereits die berühmte Heilerin, Dichterin und Äbtissin Hildegard von Bingen (1098 – 1179) der Katze eine gewisse Affinität für das Übernatürliche und eben auch Angstmachende zusprachen.